Praxis: Politisches Engagement in Deutschland
15.12.2008
Mal ein kurzer Bericht von der politischen Front – und ja: Ich bin politisch aktiv. Jedenfalls minimal. Für mich ist es z.B. eine Selbstverständlichkeit, mich in dem Dorf in dem ich lebe, zumindest indirekt politisch zu beteiligen.
Erstens gibt es da wertvolle Infos, zweitens sollte man die wenigen Möglichkeiten, an der Entscheidungsbildung die unser Leben direkt betreffen, wenigstens nutzen. Ebenfalls zugegeben: Viel ist das nicht, und ich bin zeitlich (wegen dem Examen) auch recht eingespannt.
Dennoch versuche ich mich einzubringen. Leider ohne Erfolg.
Wie immer bin ich ein Sonderfall: Auf der Dorf-Ebene sitze ich bei der Partei X. Das waren die Leute, die auf mich bis heute einen durchweg intelligenten, vernünftigen und auch sehr charmanten Eindruck gemacht haben. Davon gab es hier im Dorf nicht viele in der politischen Szene, und bei Partei X gab es die dann gleich im ganzen Haufen. Ich bin zwar nicht Mitglied von Partei X, kann mich aber trotzdem einbringen. Sowas gefällt mir, kein Grund zur Klage.
Dumm wirds auf der nächsten Ebene: Die Kreis-Ebene. Mit dem Kreis-Leuten von Partei X kann ich nichts anfangen. Dafür aber mit einigen von Partei Y. Die würden mich auch gerne dabei haben – wäre da nicht dieser Makel, dass ich ja bei Partei X auf Dorf-Ebene mitmache. Das ist natürlich Pfui. Dass die Leute von Partei Y auf Dorfebene nach meiner Wahrnehmung bestenfalls als Luftnummern zu bezeichnen sind wurde mir sogar von dem ein oder anderen auf Kreis-Ebene bestätigt – aber: Trotzdem Pfui. Entweder alles oder nix. Ergebnis: Ich mache also jetzt (glücklich) im Dorf bei Partei X mit und habe mit Partei Y nix am Hut. Und weil ich mit den Leuten von Partei X auf Kreisebene nichts anfangen kann, mache ich da auch nix. Fazit: Nur auf Dorf-Ebene Aktivität und sonst nichts – obwohl ich gerne mehr machen würde. geht aber nicht in Deutschland, dem Land der Demokratie und Meinungsfreiheit, wo man in der Praxis an eine Partei gebunden zu sein hat.
So u.a. funktioniert Politik in Deutschland. Wirklich witzig ist es aber, wenn man dann regelmässig lesen darf, dass ausgerechnet die Verantwortlichen Jammern, dass ihnen die jungen Leute weglaufen, gar nicht dazukommen und sich auch sonst nicht beteiligen.
Die Frage ist: Was ist einem lieber? Noch vor ca. 6 Monaten hatte ich einen Briefwechsel mit Hannelore Kraft (SPD-Chefin in NRW), an dessen Ende die Zusage stand, dass sich jemand bei mir meldet – Überraschung: Auch nicht passiert. So Dinge wie die FES-Studie, dass jeder dritte in Deutschland kein Vertrauen mehr in Politik und Politiker hat, sind da nur noch das Tüpfelchen auf dem “i”.