Die SPD ist DIE Internetpartei
11.01.2009
Ich zitiere mal aus der Webseite des Blättchens, das jeder wackere Parteisoldat natürlich neben dem Bett liegen hat:
Die SPD ist DIE Internetpartei in Deutschland
Nun könnte ich es kurz machen, unter Rückgriff auf einen alten Artikel von mir zum Thema:
Ihr spürt wirklich nichts mehr
Aber: Das muss ich jetzt relativieren. Denn wenn man sich mal in Ruhe umsieht, stellt man durchaus fest: Da tut sich was. Vorwärts.de, SPD.de und meinespd.de sind in der Tat wirkliche Fortschritte – sicherlich für einen klar denkenden nicht-Parteisoldaten alles andere als “DIE Internetpartei”, aber man sollte einfach mal würdigen, wenn sich bei einer Partei mal was tut. Auch finde ich gar nicht so dumme Überlegungen, mit Substanz und Hintergrundwissen formuliert, in diesem Artikel – der aber zugleich ein gutes Beispiel für den grundlegenden Fehler des “Internet-Wahlkampfs” der SPD ist. Man lese nur diesen Satz:
Es gab ein Relaunch der Seite www.spd.de, die in der Blogosphäre intensiv diskutiert wird.
Ja? Dann lief die Diskussion an mir vorbei, Rivva zeigt jedenfalls keine Diskussion dazu. Doch darum geht es nicht – wer in den Artikel hineinsieht stellt fest, dass dort kein einziger (!) Link zu einer angeblichen Diskussion zum Thema zu finden ist. Getreu dem Motto: Linkt zu uns, wir linken nicht zu euch. Und genau hier liegt das Problem, nicht nur der SPD (die man diesmal nicht schlechtreden sollte), sondern der Parteien insgesamt.
Die Parteien haben immer noch nicht begriffen, dass die paar Mitglieder die sie haben, nicht die Wähler sind die sie brauchen: Als Nicht-Mitglied kann man sich nämlich nicht ernsthaft beteiligen. Trackbacks werden nicht akzeptiert, vor dem Beteiligen muss man sich registrieren – hier merkt man, dass die Parteien immer noch in ihrer eigenen Systematik des “Registrierens” verhaaren – wenn man sich überhaupt als Nicht-Parteimitglied registrieren kann, Links nach außen gibt es nicht.
Geschweige denn, dass man mal im Vorwärts gezielt auf (kritische) Blog-Beiträge eingeht. Man scheint immer noch zu glauben, Internet-Wahlkampf bedeutet, für die Partei-Mitglieder Inhalte anzubieten. Das ist falsch: Internet-Wahlkampf (und im nächsten Schritt “Politik im Netz”) bedeutet, den Bürger und eben nicht das Parteimitglied zu erreichen. Das aber verpennen die Parteien (von den Politikern mal ganz zu schweigen).
Die verschenken ja lieber Potential, etwa wenn ein Bundestags-Kandidat mich fragt, ob ich ihm in seinem Team helfe, aber einen Rückzieher macht, wenn ich ihm sage, dass ich in meinem Dorf bei einer anderen Partei aktiv (nicht Mitglied) bin und da auch aufrecht erhalte.
Das Internet, und die Menschen die hier aktiv sind, ist geprägt vom Bestreben nach Kommunikation und Teilhabe. Der “Internet-Wahlkampf” und die “Netz-Politik”, die das konzeptionell berücksichtigen, werden von Erfolg gekrönt sein – auch was Wählerstimmen angeht. Man kann sich schwerlich mit Kandidaten identifizieren, die stringent darauf bedacht sind, ihre Wähler auf Abstand zu halten. Oder abschließend: Nicht der Wähler ist in Deutschland das Problem, auch wenn die Parteien ihm das seit Jahren erzählen.
Links zu anderen Blogs zumn Thema: Hanseler, Interview mit TSG auf RIVVA, SPD-Diskussion auf RIVVA