Und es ist doch wie Mikado…
Gerade auf Telepolis gelesen:
"Bei Operation Mikado war nicht einmal klar, dass überhaupt eine schwere Straftat begangen worden war. Hier wurde also noch stärker vermutet und angenommen als im Fall des Holzklotzwerfers, bei dem wenigstens klar war, dass am Ende der Kette eine schwere Straftat steht."
Nun, ich sehe es doch so, dass die Ermittlungen im Holzklotz-Fall mit Mikado (und somit mit der von mir entwickelten Begrifflichkeit der "personenbezogenen Datenfahndung") gleichzusetzen sind.
Denn auch bei Mikado war es keine Frage, dass eine Straftat (Verbreitung kinderpornographischer Werke, jedenfalls des Anbieters seinerzeit) im Raum stand. So wie bei dem Holzklotz Fall ist für mich die Straftat kein Problem, es war aber reine Vermutung, dass überhaupt irgendein Deutscher, geschweige denn ein deutscher Kreditkarteninhaber, hier in irgendeiner Form mitgewirkt hat.
Beim Holzklotz-Fall, so wie bei Mikado, steht am Anfang eine Vermutung: Die Annahme, dass ein zu ermittelnder Täter zu einer Straftat existiert und etwas getan hat, das "Spuren hinterlässt", auf das die Ermittlungsbehörden Zugriff nehmen können. Da man aber keine konkreten Anhaltspunkte, sondern gerade nur vage Vermutungen hat, bleibt es nur, auf die Gesamtheit aller Spuren dieser Art zuzugreifen und hierzu einen "Filter" einzusetzen - sei es
In der Funkzellen X zwischen Uhrzeit A und B eingloggt, oder
Mit Kreditkarte die Summe X zwischen dem Datum A und B an Empfänger C überwiesen
Zugegriffen wird dabei in beiden Fällen erstmal auf eine Vielzahl Unverdächtiger, wobei der Verdachtsmoment im Moment des passenden Filters erzeugt wird. Das ist die "personenbezogene Datenfahndung" in Reinform, ob sie nun bei Mikado oder beim Holzklotz-Fall angewendet wurde.
Persönliche Anmerkung: Ich finde es Geschmacklos, ein Foto des Holzklotzes in dortigen Artikel zu präsentieren. Es hat keine Relevanz zum Artikel und wirkt einfach nur reißerisch. weiterlesen